Am Mittwoch waren wir zum letzten Mal in der Kinderwunschklinik. Welch eine Entwicklung in so kurzer Zeit! Am 10.2. waren wir dort zum Erstgespräch, am 6.5. werde ich mit einem Ultraschallbild aus der neunten SSW entlassen! Alles ist bestens: wir konnten den rasenden Herzschlag unseren Kindes bewunden. Wahnsinn, wie schnell das schlägt! Unser kleines Wunder war 17 mm "groß", und hatte einen guten Platz in meiner Gebärmutter gefunden. Damit ist es also amtlich: wir werden im Dezember Eltern. Berechnet ist der 14.12. Ich bin weiterhin sehr zuversichtlich und war letztendlich auch nicht überrascht, dass wir unser Kind sehen konnten und alles in Ordnung ist. Es fühlt sich einfach gut und richtig an. Und jetzt liegen auch nur noch 3 Wochen der kritischen Zeit vor uns. Es wird schon werden.
Inzwischen wissen es jetzt auch die meisten um uns herum. Am Freitag habe ich es meiner Chefin erzählt. Es weiß sowieso fast die ganze Belegschaft, da wäre es komisch, es ihr nicht zu erzählen. Sie ist ja sonst nicht so die emotionale, umso überraschter war ich über ihre echte Freude. Das war wirklich eine schöne Reaktion! Sie fragte auch, wie es mir gehe. Ihr sei auch die ganze Zeit schlecht gewesen, und sie habe dann immer Knäckebrot in der Tasche gehabt und nebenbei gemümmelt..
Und da es jetzt eh schon alle wissen, wollen wir es nachher der Mutter vom Kapitän erzählen. Ich bin sehr gespannt auf ihre Reaktion. Sie hat in den sechs Jahren, die wir zusammen sind nie nach Kindern gefragt. Ich weiß nicht, ob ihr das zu intim erschien oder ob es wirklich kein Thema für sie war. Dazu muss man wissen, dass sie sich sehr darum sorgt, alt zu werden und sich sehr anstrengt, jung zu wirken. Im Gegensatz zu ihrem häuslichem Sohn zieht sie Samstagnacht um die Häuser. Vielleicht ist sie erstmal geschockt, dass sie Oma wird...? Naja, sie hat ja noch etwas Zeit, sich mit dem Gedanken anzufreunden.
Bei meinen Recherchen zum Mutterschutz musste ich feststellen, dass dieser hier in Schweden lange nicht so ausgeprägt ist, wie in Deutschland. In Deutschland dürfte ich nicht länger als 8 Stunden täglich arbeiten, von dem Zeitpunkt an, an dem mein Arbeitgeber von der Schwangerschaft weiß. Eine solche Regelung gibt es hier nicht. Ebenso wenig wie es eine Regelung gibt, ab wann frau vor der Geburt Zuhause bleibt. Das entscheidet jede individuell. Man hat hier eine bestimmte Anzahl Elterntage, die Frau schon vor der Geburt nehmen kann. Aber dann minimieren sich die Tage, die man mit seinem Kind hat, was darin resultiert, dass hier so lange wie möglich gearbeitet wird. Ich muss gucken, wie das bei mir geht und wie ich mich dann zum Ende hin bewegen kann. Aber ich finde es Wahnsinn, dass ich eigentlich mal wieder gegen meinen Körper arbeite: mein Körper will Ruhe, aber der Job verlangt immer wieder Arbeitstage von 12 Stunden, was dann bedeutet, dass ich morgens um 6.20 Uhr aus dem Haus gehe und abends um 20.45 Uhr nach Hause komme. Um annähernd 8 Stunden Schlaf zu bekommen, muss ich gegen 21.00 Uhr einschlafen.. Wegen der ständigen Toilettenbesuche schlafe ich keine Nacht durch. Meine Chefin meint, dass Schwangerschaft keine Krankheit sei. Nee, das ist es sicher nicht. Wobei das auch komisch ist- mit unerfülltem Kinderwunsch war ich krank, jetzt bin also gesund. Aber die Bedürfnisse ändern sich, wenn frau schwanger ist. Ich denke, das ist der Nachteil an der Sache mit der Gleichberchtigung. Mann und Frau sind nicht gleich. Wir haben unterschiedliche Bedürfnisse, insbesondere, wenn es um die Tage der Menstruation oder eben der Schwangerschaft geht. Aber da wir Frauen die gleichen Rechte wie die Männer wollen, glauben wir, wir müssten auch deren Lebensführung nacheifern. Eine Schwangere leistet sehr viel auf anderer Ebene: wie kann sie dann noch die gleiche Leistung im Arbeitsleben bringen? Ich finde das falsch. Das Leben meines Kindes werde ich jedenfalls durch diesen Wahnsinn nicht riskieren. Sollte ich merken, dass mein Körper eine Pause braucht, muss ich mich eben krank melden. Aber manchmal geht es dann doch besser als erwartetet mit einem langen Arbeitstag. Und so viele sind es auch gar nicht mehr, die Sommerferien nähern sich mit Riesenschritten. Am 3.7. ist der letzte Arbeitstag, und dann ist der Kindergarten vier Wochen zu.
Was meine Ernährung betrifft, so kann ich sagen, dass alles, was zwei Jahre lang Gültigkeit hatte, jetzt nicht mehr gilt. Ich esse Weizen, ich habe ein großes Stück Käse gekauft und die ersten Bissen seeeehr genossen! Das habe ich meiner Akupunkteurin nicht erzählt, sie fand die vielen Bananen schon nicht so gut. Sie meinte aber auch, dass es nach den ersten 12 Wochen besser werden würde. Ich bin gespannt. Ich glaube ja weiterhin an die Vorteile einer guten Ernährung, aber im Moment ist wirklich alles anders.
Morgen starte ich in eine kurze Arbeitswoche. Mittwochabend fliege ich nach Deutschland zu meinen Eltern und werde wohl auch die eine oder andere Freund treffen. Sonntag geht's dann wieder zurück. Ich freue mich auf den kleinen Heimatbesuch, es ist jetzt schon fast ein Jahr her, dass ich dort war.