Samstag, 18. Juni 2016

Ein ganzes halbes Jahr

Unsere Madam ist inzwischen 6 Monate und 2 Tage alt. Es ist unglaublich, wie sie sich in der Zeit entwickelt hat. Von dem kleinen Säugling, der eigentlich am liebsten auf Mama und an der Brust hängt zu einer richtigen kleinen Persönlichkeit, die kaum noch Zeit zum trinken hat. Jetzt muss schließlich die Welt entdeckt werden. Sie kugelt durch das ganze Wohnzimmer und gibt immer wieder neue Laute von sich. Meistens ist sie ein fröhliches Kind und zieht schnell alle Menschen in ihren Bann. 

Inzwischen würde ich sagen, dass ich angekommen bin in meiner Rolle als Mama. Was war für mich überraschend dabei? Dass ich in den ersten Monaten so unsicher gewesen bin, wenn es darum ging, das Haus zu verlassen. Es war für mich kaum auszuhalten, wenn die Kleine im Wagen oder in der Tragehilfe schreit und ich ihrem Bedürfnis nach meiner Brust dann womöglich nicht sofort nachkommen kann, weil wir vielleicht gerade im Supermarkt an der Kasse stehen und es außerdem Winter war mit all den dicken Klamotten zwischen uns. Ich hatte mich bis dahin immer als cool erlebt, wenn es um Kindergeschrei ging. Da ist es doch etwas ganz anderes mit einem so kleinen eigenen Säugling. Dann hätte ich wohl auch nicht erwartet, dass ich tagsüber so viele Stunden an den Sessel gebunden sein werde, weil sie eben nur auf mir schläft und jedes mal wach wird, wenn ich versuche, sie wegzulegen. Diese Phase ist allerdings vorbei. Sowieso steht der Babyschlaf über allem. Das macht Auswärtstermine immer noch zu einer Herausforderung, wobei die deutlich kleiner sind, einfach durch die wärmeren Temperaturen und dass sie jetzt ja kaum noch unterwegs die Brust verlangt. Aber ihr Schlaf bestimmt meinen Tag. Im Moment kann sie ungefähr zwei Stunden wach sein bis sie wieder müde wird. Dann schläft sie eine Weile, was alles zwischen 20 Minuten und 2,5 Stunden sein kann. Das macht eine Planung im Voraus nahezu unmöglich, jedenfalls wenn man sich vornimmt, ihren Schlaf nicht zu stören. Planung ist sowieso etwas, was man sich mit Kind schnell abgewöhnen kann. Hat man sich an etwas gewöhnt, geht die Entwicklung schon wieder weiter. Es ist also immer spannend.

Dank Facebook und der unzähligen Stunden im Sessel habe ich viel gelernt rund ums Thema Kind. Z.b. habe ich von EC- Elimination Communication erfahren. Danach geht es um die Kommunikation über das Bedürfnis des Kindes sich zu entleeren, sprich auf Toilette zu gehen. Das haben wir von Anfang an praktiziert (sprich: ich). Es klappt hervorragend, und schmutzige Windeln haben wir nur selten. Nasse dagegen regelmäßig, da sie ständig pinkelt. Da kommt keiner hinterher, aber das wird wohl später anders werden. Im Zusammenhang mit dem Toilettengang kamen die Stoffwindeln ins Spiel. Ich hätte es eigentlich ahnen können, dass das gut zu mir passt- zu meiner Vorstellung, dass wir was tun müssen, um die Umwelt zu schützen und so wenig Gifte wie möglich an unsere Kinder ranlassen sollten. Jetzt gibt es Windeln aus Baumwolle, Bambus oder Hanf mit Wollüberhose wenn wir zuhause sind und nur noch unterwegs die Plastikwindeln. Da sind wir auch schon beim nächsten Stichwort- Wolle. Man braucht nicht unzählige Baumwollbodys- drei Bodys aus Wolle/Seide sind vollkommen ausreichend. Wolle ist ein tolles Material, und gerade meine große Leidenschaft. In den wenigen freien Minuten wird gehäkelt und gestrickt. Es sind schon einige Tiere dabei entstanden und gerade häkel ich an einer Jacke, in die sie allerdings noch reinwachsen muss.
Dann bin ich in die Welt der Tragetücher abgetaucht, und habe inzwischen drei zuhause liegen. Auch das kam etwas unerwartet und hat sich so entwickelt. Am Anfang fragt man sich, warum man mehr als ein Tuch braucht. Es mag ja sogar Leute geben, die KEINS haben, aber da weiß ich ehrlich gesagt nicht, wie die zurecht kommen. Wenn hier nichts geht und das Kind die Brust nur anschreit und trotz aller Bemühungen doch mal übermüdet sein sollte- das Tuch geht immer. Und es gibt viele schöne Tücher auf dieser Welt.

Eine weitere Welt zum Abtauchen ist die Welt ums Essen herum. Ich habe mich für die Methode BLW- Baby led Weaning entschieden und werde somit keinen Brei füttern. Das steht jetzt an und ist schon fast zu spannend für das Mamaherz. Sie könnte ja ein Stück in die Luftröhre bekommen und daran ersticken .. Jetzt warte ich erstmal auf die Lieferung von Avocado und Banane, da scheint mir noch am ungefährlichsten, weil eher musige Konsistenz. Oder sie bekommt einfach einen Löffel von meinem Brei oder Suppe und kann dann damit die Feinmotorik üben und neue Geschmäcker kennen lernen. Darum geht es jetzt ja eh. Bis auf weiteres ist Muttermilch die Hauptnahrungsquelle. An Abstillen denke ich nicht. Allerdings habe ich jetzt tatsächlich einen Studienplatz bekommen und werde im Herbst ein wenig an die Uni gehen, damit ich hier als anerkannte Erzieherin arbeiten und entsprechend mehr verdienen kann. Es geht gleich mit einer Herausforderung los: ich haben einen Einführungstag im August von 9.00-17.00 Uhr. Kürzlich habe ich versucht, Milch abzupumpen, was ungefähr genauso scheiterte wie der Versuch, der kleinen Madam, die Flasche zu geben. Damit konnte sie gar nichts anfangen und hat mich nur erstaunt angeguckt während ihr der Milchersatz an den Mundwinkeln wieder heraus lief. Wir werden sehen. Zur Not muss der Kapitän alle paar Stunden zur Uni um die Milchzufuhr zu sichern. Immerhin konnte ich die Einführung von drei auf einen Tag runterhandeln.. Wenn ich Glück habe, kann ich das Studium auf eine Eignungsprüfung verkürzen, was natürlich die eleganteste Lösung wäre. Aber mit solchen Dingen habe ich eigentlich immer Glück, so dass ich ganz zuversichtlich bin. 

Wie geht es jetzt also weiter nachdem sich der Lebenstraum erfüllt hat? Ich werde also meine Ausbildung aufbessern, nicht allein des Geldes wegen, sondern auch, um gute Arbeitsbedingungen aushandeln zu können. Erzieherinnen werden hier händeringend gesucht, es gibt viel zu wenige. Da kann man dann schon mal was fordern. Für mich ist Zeit das wichtigste Argument. Ich möchte die Kleine so früh wie möglich aus dem Kindergarten abholen können, sprich- am liebsten um 14.00 Uhr, spätestens aber um 15.00 Uhr. Ich will schließlich nicht nur ein eigenes Kind, sondern auch Zeit mit ihm verbringen. Deswegen soll sie auch erst mit zwei Jahren in den Kindergarten kommen. Die meisten schwedischen Kinder fangen mit 1,5 Jahren an, weil dann das Elterngeld aufgebraucht ist. Wir strecken das ein wenig und haben so natürlich monatlich weniger, aber es reicht länger. Ich bleibe die ersten 1,5 Jahre zuhause, also bis nächsten August, und dann übernimmt der Kapitän noch einmal für ein halbes Jahr. Das wird sicher für alle auch noch mal spannend, wenn die Rollen getauscht werden. Bis jetzt liegt die Hauptverantwortung bei mir, sicher auch wegen des Stillens und weil ich zuhause bin. Aber Tragen und Baden könnte der Kapitän natürlich auch mal übernehmen...aber alles ist in der Entwicklung, und wie schon angedeutet, kommt sein Einsatz noch. Grundsätzlich ist er aber ein toller Vater, er spielt ganz lieb mit unserer kleinen Madam und zeigt ihr gerne die Welt.

Und so stelle ich mir unser zukünftiges Leben vor: der Kapitän arbeitet 100% und ich etwa 75%, und die Kleine geht von 8.00 Uhr bis 14.00/15.00 Uhr in den Kindergarten. Eine Alternative wäre, dass wir beide 80% arbeiten, aber daraus wird wohl nichts. Der Kapitän meint, das würde in seinem Job nicht gehen. Um uns herum gibt es schon jetzt ganz viele Babys und Kleinkinder, so dass es an Spielkameraden keinen Mangel geben wird. Manchmal wünsche ich mir schon ein Geschwisterchen. Es fällt mir sehr schwer, mich von den kleinen Lieblingsklamotten für immer und ewig zu verabschieden. Und was ist, wenn sie erwachsen ist und wir alt werden? Sie ist sowohl in der Familie vom Kapitän als auch in meiner Familie das einzige Kind, von den beiden Kindern der Kusine des Kapitäns mal abgesehen. Das ist schon auch eine gewisse Verantwortung, die sich geteilt vielleicht besser tragen ließe. Ich würde also einer nochmaligen künstlichen Befruchtung nicht negativ entgegenstehen. Aber der Kapitän will nicht. Er wollte immer nur ein Kind haben. Und mit ganz viel Glück gibt es ja jetzt ein wundervolles Kind in unserem Leben! Es ist immer noch unfassbar, welchen Wirbel unser 5zeller in unser Leben gebracht hat. Wow.

Und das ist dann auch ein gutes Schlusswort: Wow. Welche eine Reise und welch ein Ergebnis. Und damit werde ich mich jetzt vom Blog verabschieden. Er bleibt im Netz, aber ich schreibe nicht weiter. Dazu habe ich auch wirklich keine Zeit mehr. Die Zeit, in denen sie schläft, sind unendlich kostbar. 
Ich wünsche abschließend allen, die noch auf das Elternglück warten, dass ihr Wunsch in Erfüllung gehen möge. Und ich bedanke mich bei allen, die mir gefolgt sind und denen ich folgen durfte. Diese Gemeinschaft der Blogwelt hat mir sehr geholfen, in einer Zeit, die nicht immer leicht zu ertragen war. Ich fühlte mich weniger alleine und mehr verstanden. Vielen Dank und viel Glück für die Zukunft!


P.S. Das Boot kommt schon noch irgendwann. Da mache ich mir keine Sorgen, auch wenn wir gerade gehört haben, dass man 30 Jahre auf einen Bootsplatz bei uns warten muss. Der Hafen ist übrigens noch nicht mal gebaut...

Sonntag, 3. Januar 2016

Jahresrückblick: das verflixte 7. Jahr

LDer Kapitän und ich haben uns Silvester 2008/2009 kennen- und lieben gelernt. Somit war 2015 unser 7. Jahr zusammen. Und es war mit Abstand unser bestes. Vor einem Jahr wagten wir nicht davon zu träumen, schon Weihnachten zu dritt verbringen zu dürfen. Vor einem Jahr hieß es WARTEN. Warten auf den Behandlungsbeginn, den wir irgendwann im April vermuteten. Und dann ging es plötzlich schnell. Da wir nichts von der Klinik hörten, rief ich an um nachzufragen. Und wie durch ein Wunder bekamen wir dadurch einen früheren Termin weil ein anderes Paar abgesagt hatte. Erstgespräch also schon im Februar! Ich kann mich noch genau an den magischen Zyklustag 1 erinnern- es war ein sonniger Wintertag Anfang März (ein Sonntag), und wir machten einen Ausflug in einen schönen Vorort ans Wasser. Für mich bedeutete dieser erste Tag damals nur, dass es endlich mal wieder vorwärts gehen würde. Ich wagte nicht zu hoffen, dass dieser Schritt auch tatsächlich endlich Früchte tragen würde. Nein, dank unseres bisherigen langwierigen Weges und all den Geschichten hier aus der Blogwelt war ich auf mehrere Versuche eingestellt. Aber seit Spritzenbeginn lief tatsächlich mal alles wie gewünscht. Mein Körper tat, was von ihm verlangt wurde. Der einzige Wermutstropfen am ganzen Prozess ist, dass es kein einziges Eisbärchen gibt. Damit ist der Traum von einem Geschwisterchen ausgeträumt. Obwohl die Behandlung so gut verlaufen ist, und ich quasi eine Bilderbuchschwangerschaft (abgesehen von dem nervigen Karpaltunnelsyndrom) hatte und jetzt noch mit einem perfekten Kind belohnt worden bin- nochmal muss ich das nicht haben. Ich werde dieses Jahr 40 und eine weitere Behandlung müssten wir dann auch voll selber bezahlen. Nein, ich bin sehr dankbar, ebenso wie der Kapitän, für unsere bezaubernde Prinzessin. Das Schicksal hat es gut mit uns gemeint. Wir sind zu dritt, und das ist einfach gut so.


Ja, das restliche Jahr war dann geprägt von der Schwangerschaft und der Vorfreude auf unsere Madam. Der Bauch wuchs und wir genossen die immer stärker werdenden Bewegungen unter der Bauchdecke. Trotzdem war der Gedanke bis zuletzt unfassbar: da wächst tatsächlich unsere Tochter heran!

Das Leben drum herum nahm an Bedeutung ab. Schlechte Stimmung unter den Kolleginnen prallte eher an mir ab, da dies ja nur noch für kurze Zeit relevant war. Schwierige Eltern im Kindergarten waren ebenso nicht mehr lange mein Problem. Usw.

Und dann das absolute Highlight dieses Jahres: die Geburt am 16.12.

Sie ging los am 15.12. Der Schleimpropf war bereits zwei Tage vorher abgegangen. Seit Tagen hatte ich Vorwehen, die sich wie Regelschmerzen anfühlten. Am 15.12. bemerkte ich morgens um 5.00 Uhr etwas feuchtes zwischen den Beinen und war unsicher, ob es Fruchtwasser sein könnte. Ich rief in der Klinik an und bekam einen Termin für 8.30 Uhr zur Kontrolle. Gegen 6.00 Uhr fingen die Wehen an. Sie waren noch nicht so stark, so dass wir mit Bus und U-Bahn hingefahren sind. Es war nicht das Fruchtwasser, was mich beruhigte, da ich gerne in die warme Badewanne steigen wollte, um den Schmerz besser ertragen zu können. Der Muttermund war morgens 2 cm offen. Wir sind dann erstmal wieder nach Hause gefahren und ich habe mich direkt ins warme Wasser begeben. Nach etwa einer Stunde wurden die Wehen stärker und ich wurde etwas unruhig, weil ich mich nicht allzu spät auf den Weg machen wollte. Eine Freundin von mir hat ihr erstes Kind zuhause bekommen, weil sie es dann doch nicht mehr ins Geburtshaus geschafft hatte. Auch wenn es also unwahrscheinlich ist- auch beim ersten Kind kann es schneller gehen als die Hebammen glauben. Also waren wir gegen 13.00 Uhr erneut in der Klinik, diesmal mit dem Taxi und Gepäck. Die Fahrt war denn auch schon nicht mehr so angenehm aufgrund der Wehen, die alle zwei bis drei Minuten kamen. Wie schon morgens wurde ich wieder an ein Gerät angeschlossen, das die Wehen und die Herztöne des Kindes misst. Außerdem äußerte ich direkt meinen Wunsch, bleiben zu wollen. Keinesfalls wollte ich die Strecke nochmal hin- und herfahren. Zum Glück gab es nichts dagegen einzuwenden. Die Wehen waren zwar noch nicht so stark, aber häufig genug, und der Muttermund war inzwischen 5 cm offen. Es war grad Schichtwechsel, und zu dem Zeitpunkt hofften der Kapitän und ich, dass wir es mit dieser Hebamme und dieser Krankenschwester bis zur Geburt schaffen würden. Die Schicht dauerte immerhin bis 21.00 Uhr. Nun, erst sah es auch ganz danach aus: ziemlich schnell ging es dort wie von mir gewünscht in die Badewanne. Dieser Teil verlief traumhaft. Im Hintergrund lief eine Entspannungs-CD, das Licht war gedämpft und in die Wanne wurde immer wieder neues warmes Wasser gelassen. Ich bekam Smothies und andere Getränke gereicht und konzentrierte mich auf die Atmung während der Wehen und unterhielt mich ansonsten mit unseren beiden Fachkräften. Es ließ sich gut aushalten. Und als ich dann gegen 17.00 Uhr untersucht wurde, war der Muttermund tatsächlich volle 10 cm offen! Ich habe viel Lob bekommen und war unendlich stolz. 10 cm offen- und ganz ohne Schmerzmittel! Es war allerdings noch ein kleine Kante am Gebärmutterhals zurückgeblieben, die den Durchtritt des Kindes verhinderte.  Ich bin erstmal wieder in die Wanne, aber bei erneuter Untersuchung hatte sich hinsichtlich der Kante nichts geändert. Mir wurde daher empfohlen, mal außerhalb der Wanne andere Stellungen auszuprobieren. Die Wehen waren inzwischen stärker, so dass ich mich entschied, Lachgas auszuprobieren. Das war aber nicht mein Ding. Ich spürte keine Wirkung, und es lenkte mich von meiner Atmung ab. Dann haben wir Quaddeln ausprobiert, die beim Setzen aber so weh taten, dass wir das nicht weiter verfolgt haben. Da sich bzgl. der Kante nichts tat, musste ich schließlich an den Wehentropf. Dieser hatte zur Folge, dass die Schmerzen immer unerträglicher wurden. Hinzu kam die Frustration, dass auch eine weitere Untersuchung keine Veränderung hinsichtlich der Kante ergab. Schließlich erschien die PDA die einzige Rettung. Es war schließlich nicht absehbar, wie lange ich diese Wehenstärke noch aushalten sollte. Ich konnte einfach nicht mehr. Es war dann auch wirklich eine Erleichterung. Allerdings zitterte nun mein ganzer Körper wie Espenlaub. Das sei die weichende Anspannung, meinte das Personal, welches in der Zwischenzeit gewechselt hatte. Ich hatte jetzt drei Frauen, die sich um mich kümmerten: eine Hebamme, eine Hebammenschülerin kurz vor dem Examen und eine Krankenschwester. Alle waren sehr nett. Die PDA habe ich wohl etwa um Mitternacht bekommen. Nach einiger Zeit erhöhten sich die Herztöne der Kleinen in den roten Bereich. Es machte sich eine gewisse Unruhe breit, die mich allerdings nicht richtig erfasste. Im Nachhinein würde ich sagen, dass ich intuitiv wusste, dass es ihr gut geht. Jedenfalls wurde eine Ärztin hinzugezogen, die aus dem Kopf der Kleinen eine Blutprobe entnahm, um den Laktatwert zu überprüfen. Der war leicht erhöht, so dass die Ärztin entschied, dass die Kleine jetzt mit der Saugglocke geholt werden müsste. Zu dem Zeitpunkt hätte ich allem zugestimmt, war aber trotzdem froh, dass es kein Kaiserschnitt wurde. Dann ging es ziemlich schnell. Es kamen noch mehr Personen in den Raum, ich glaube, eine Kinderärztin und eine weitere Hebamme. Ging es in all den Stunden bisher um die Atmung zu den Wehen, wurde ich jetzt aufgefordert zu pressen. Und ich presste! Das war vielleicht unangenehm, die Kleine im Geburtskanal zu spüren. Da half wirklich nur pressen. Und dann aus dieser unangenehmen Situation raus schlug meine Stimmung mit einem Mal um: unsere Tochter lag tatsächlich auf meinem Bauch! Sie grunzte leicht und ließ gleich keinen Zweifel aufkommen, dass es ihr gut ging. Da lag sie nun, unter einem Handtuch, noch mit der Nabelschnur mit mir verbunden. Schlagartig war alles andere vergessen. Entgegen meiner Annahme, ich würde in diesem Moment weinen, tat ich das nicht. Dafür kamen dem Kapitän die Tränen. Er war so tapfer die ganze Zeit und hat mir so schön beigestanden. Welch ein Moment. Ich kann euch verraten, dass mir jetzt die Tränen laufen, während ich diese Zeilen schreibe. Nach einiger Zeit durfte er die Nabelschnur durchschneiden. Die Kleine ließ man auf mir liegen. Sie durfte sich in aller Ruhe zur Brust begeben und hat auch wirklich mit kräftigem Zug zu saugen angefangen. Welch ein Wunder der Natur! Ich staune immer noch darüber, dass mein Körper nicht nur einen so perfekten Menschen schaffen konnte, sondern jetzt auch noch voll ernähren kann. Und ich staune auch, dass dieser Mensch mit seinen 3800 Gram zum einen in meinem Bauch gelebt hat, und zum anderen den Weg in die Welt gefunden hat. Nun, die Ärztin muss dazu allerdings einen Dammschnitt machen. Dieser tut immer noch weh, so dass ich davon ausgehe, dass er nicht ganz klein war. Auch wenn die Kleine jetzt geboren war: fertig waren wir noch nicht. Ich lag noch eine ganze Weile auf dem Gynstuhl. Erst wurde auf die Nachgeburt gewartet. Dann musste genäht werden. Anschließend sollte ich auf Toilette. Da wäre ich fast umgekippt, so wackelig war ich auf den Beinen. Es kam dann auch keine Urin, so dass man den mit einem Katheder abzapfen musste. Naja, all das nahm ich nur nebenbei wahr. Hatte ich doch die Kleine auf mir liegen. Bevor wir das Zimmer verließen gab es noch was zu essen. Dann ging es im Rollstuhl in unser Zimmer, in dem wir uns zwei weitere Tage aufhielten bis es dann nach Hause ging.

Das war die Geschichte von der Geburt. Inzwischen sind schon vier Wochen vergangen. Von diesen ersten Wochen zu dritt werde ich ein anderes Mal berichten. Und dann ist es Zeit, hier einen Abschluss zu finden.


Mittwoch, 23. Dezember 2015

Vor einer Woche...

...sind wir Eltern geworden! Ja, die Kleine ist heute eine Woche alt. Sie ist gesund und wog 3816 Gramm und ist 50 cm lang. Von der Geburt werde ich detailliert ein anderes mal berichten, das würde jetzt den zeitlichen Rahmen sprengen. Ich höre im Hintergrund jemanden, der langsam wach wird und dann gibt es jemanden, der gleich sehr deutlich nach der Brust verlangen wird.

Sie ist total niedlich und verzaubert uns immer wieder aufs neue. Ich hatte nicht gedacht, das selbst so kleine Kinder schon so viel können. Sie macht Grimassen mit geschlossenen Augen, bei denen man einfach lachen muss. Und wenn sie gerade nicht schläft oder trinkt guckt sie mit unheimlichem wachem Blick und verfolgt auch schon ihre Giraffe und eine Eule mit dem Blick.

Was mich überrascht hatte, ist die Tatsache, dass Stillen nicht einfach so von alleine klappt, sondern dass man die Technik auch erst lernen muss. Ich habe aber gute Hilfe bekommen, und jetzt fließt die Milch. Heute morgen tropfte sie sogar einfach so aus einer Brust. Das war beruhigend, weil wir am Anfang unsicher waren, ob die Kleine überhaupt Nahrung bekommt, da wir nie was gesehen hatten. Aber vor zwei Tagen fing sie an, einen Teil wieder auszuspucken, was auch beruhigend war. Der Kapitän hätte sich mit einer Flasche, die sich sichtbar leert, sicherer gefühlt. Zudem hatte die Kleine nur  das Kindspech direkt nach der Geburt ausgeschieden und danach seitdem nicht mehr gekackt. Erst gestern kam etwas Stuhl. Heute dann eine richtige Ladung. Kaum zu glauben, dass man darüber so glücklich sein kann. Aber wie gesagt, am Anfang hatte ich Fehler beim Stillen gemacht, so dass die Kleine wirklich zu wenig Nahrung bekam. Sie hatte nachts glaublich geschrien, und ich war überzeugt, dass sie Bauchschmerzen hat. Tatsächlich hat sie wohl vor Hunger geschrien. Die arme Kleine. Es tut mir total leid. Naja, sie hat es überlebt und hatte ja zum Glück dank meiner Plätzchen, die ich in den vergangenen Wochen vor der Geburt gegessen habe, einige Reserven. Gestern waren wir noch mal zur Kontrolle, und da war ihr Gewicht zum Glück wieder am steigen, nachdem sie am Sonntag schon 10% ihres Geburtsgewichtes abgenommen hatte.

Abschließend kann man festhalten, dass wir im siebten Himmel sind. Manchmal gucke ich sie an, und muss einfach weinen vor Glück. Sie ist so perfekt, und jetzt habe ich keine offenen Wünsche mehr. (Außer dem Boot natürlich..;)) Schlafmangel, Nachwirkungen der Geburt und schmerzende Brüste spielen dann keine Rolle mehr. Das gehört eben auch dazu.

Ich wünsche allen ein schönes Weihnachtsfest! Und drücke die Daumen für diejenigen, die noch auf dieses Glück warten, dass 2016 DAS Jahr für euch wird. Letztes Jahr um diese Zeit konnten wir nicht ahnen, dass wir dieses Weihnachten schon zu dritt sein werden. Manchmal geht es dann doch schneller als gedacht..

Freitag, 11. Dezember 2015

40. SSW: Wir warten immer noch

Tja, es war wohl reines Wunschdenken, dass die Kleine früher kommt. In drei Tagen ist sie berechnet, sie kommt also allenfalls zeitgerecht, wenn nicht gar zu spät. Ist dann halt so. Sollte sie Montag nicht kommen, werde ich mir kurzfristig einen Akupunkturtermin besorgen, um der Geburt auf die Sprünge zu helfen. Sollte alles nichts helfen, wird am 29.12. eingeleitet. Aber so weit wollen wir wirklich nicht denken! Das ist ja noch eine Ewigkeit bis dahin. Und der Bauch wächst und wächst. Der Kapitän staunt immer wieder von neuem, wenn er ihn nackt sieht.

Es geht mir aber eigentlich ganz gut mit der Wartezeit. Die Hände sind etwas besser geworden, sie tun weniger weh, auch wenn sie weiterhin geschwollen sind und oft kribbeln. Aber nachts bereiten Sie mir zumindest keine größeren Beschwerden. Ich habe aus den Schienen die Metallschienen herausgenommen und komme so deutlich besser zurecht. Dafür plagt mich jetzt immer wieder das Restless-legs-Syndrom. Ich finde oft keine Ruhe und bin hellwach. Blöd für den Kapitän, weil er jetzt abends weniger Zeit für sich und die PlayStation hat: früher bin ich zwischen 21.00 und 22.00 Uhr todmüde ins Bett gefallen. Jetzt bin ich ohne Probleme bis 23.00 Uhr auf. Naja, die Zeiten werden sich wieder ändern, ich denke, dass ich dann bald mit der Kleinen wieder früher schlafen gehe.

Der Kapitän hat mich übrigens sehr gerührt diese Woche. Am Montag hatte ich deutliche Unterleibsschmerzen, wie bei der Periode. Auch der Bauch wurde immer wieder hart, wenn auch nicht regelmäßig. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass es der Anfang von richtigen Wehen sei. Ich habe den Kapitän im Büro angerufen und wollte ihn vorwarnen. Ich hatte ihm aber gesagt, dass noch kein Eile sei, und ich mir auch nicht wirklich sicher sei. Trotzdem hat er die Geschäfte für den Tag abgegeben oder beendet und kam schließlich früher nach Hause. Wie ihr wisst, war es ja nun falscher Alarm. Als ich ihn am nächsten Tag fragte, ob die Kollegen ihn ausgelacht hätten, sagte er nur: das wäre ja wohl voll in Ordnung gewesen, früher zu gehen, wenn die Frau kurz vor der Entbindung Schmerzen hätte. Das hat er wirklich schön gesagt.

Ansonsten habe ich einen sehr guten Zeitvertreib entdeckt: zuerst habe ich zwei Staffeln Call the midwife geguckt, was mich irgendwie noch mehr Ruhe vor der anstehenden eigenen Geburt gegeben hat. Wenn es für die Frauen aus dem armen East End im London der 50er Jahre möglich war, ihre Kinder zur Welt zu bringen, dann sollte es heute erst recht kein Problem sein! Anschließend habe ich angefangen, Downton Abbey zu sehen. Auch eine sehr empfehlenswerte Serie! Beides gibt es bei Netflix. Ich fieber so mit in den Geschichten, dass die Zeit schnell vergeht. Außerdem backe ich seit ein paar Tagen jeden Tag eine neue Sorte Plätzchen. Wenn die Kleine dann bald bei uns ist, dann können wir uns damit zuhause einkuscheln und die verbleibende Vorweihnachtszeit versüßen. Mal gucken, wie viele es noch werden...

Freitag, 20. November 2015

37.Woche- Endspurt!

Die letzten Wochen vergingen dann doch schnell, jetzt war ich schon eine Woche zuhause. Selbst hier ging die Zeit schnell rum. Die ersten Tage kam der Nestbautrieb voll durch, aber seit gestern lass ich es wieder ruhiger angehen. Meine Hände streiken. Die Nächte sind der Horror- ich wache jede Stunde auf.Oft, weil mir die Hände weh tun oder unangenehm kribbeln, oder weil ich auf Toilette muss. Außerdem gibt es nur noch zwei Schlafpositionen: auf der rechten oder der linken Seite. Dann liege ich eingekeilt zwischen Kissen. Wenn ich nicht wegen der Hände oder der Blase wach werde, dann weil die Schulter weh tut. Also alle Kissen auf die andere Seite wuchten und eine gute Position finden. Aber versteht mich nicht falsch- ich will mich nicht beklagen, ansonsten ist alles gut. Ich bin immer noch erstaunlich beweglich, was ich meiner Arbeit mit den Kindern zuschreibe. Natürlich bewege ich mich schwerfälliger als sonst, aber ich hatte es mir schlimmer vorgestellt.

Seit ich zuhause bin, merke ich, dass meine Bindung zu unserem Kind intensiver wird. Ich spreche mehr mit der Kleinen. Ist ja sonst auch keine anderer da. Bis auf den Geburtsbrief ist alles vorbereitet. Ich wollte den Brief eigentlich diese Woche schreiben, aber da meine Hände wenig belastbar sind, habe ich beschlossen, dass ich den jetzt am Wochenende mit dem Kapitän zusammen verfasse. Das ist eh gut, dass weiß er auch, was Ich mir wünsche und welche Vorstellungen ich von unserem großen Moment habe. Bisher war es wohl eher ich, die sich mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Obwohl er natürlich auch einiges auf den beiden Infoveranstaltungen gehört hat. Aber das betraf die Allgemeinheit, und in dem Brief geht es ja um meine und unsere Wünsche. Durch die 15 Yogastunden fühle ich mich gut gewappnet und sehne mich danach, das alles selbst erleben zu dürfen. Außerdem können wir es kaum noch abwarten, dass die Kleine endlich das Licht der Welt erblickt. Tatsächlich kann sie jetzt ja jeden Tag kommen. Ab Montag ist sie voll entwickelt und fertig für das Leben. Neben ihren Tritten und Bewegungen spüre ich jetzt auch immer wieder, wie sie Schluckauf hat. Es pochert dann gleichmäßig tief im Bauch, wo ihr Kopf liegen sollte.

Mit der Geburt nähert sich auch das Ende dieses Bloges. Er war als Kinderwunschblog gedacht und hat mir in dieser Zeit treue Dienste geleistet. Dann wurde er zum Schwangerschaftsblog. Das Mitteilungsbedürfnis war da schon nicht mehr so groß. Aber ich finde, es geht beim Kinderwunsch nicht nur darum schwanger zu werden, sondern im besten Fall um die Erfüllung des Kinderwunsches. Also finde ich es auch richtig, den Blog so lange weiter zu führen. Die Erfüllung unseres größten Wunsches steht nun unmittelbar bevor. Ich werde also noch von der Geburt berichten, und dann diesen Blog abschließen. Es wird keinen Babyblog geben.

Donnerstag, 15. Oktober 2015

32. Woche

Es ist immer noch fantastisch zu hören, dass mein Körper jetzt tut, was man von ihm erwartet. Heute war ich bei der Hebamme, und sie maß meine Gebärmutter. Anschließend zeigte sie mir am Computer, wie vorbildlich diese der Wachstumskurve folgt. Nach all den Jahren, in denen zumindest meine Körpertemperatur keiner Kurve folgen wollte, ist das immer noch ein Wunder. Es ist also alles gut, von den Händen mal abgesehen, aber das nehme ich als Preis für das größte Geschenk meines Lebens gerne in Kauf.

Der Bauch wächst also ordentlich, trotzdem bin ich aber noch ziemlich beweglich. Zwar laufe ich nicht mehr mit den Kindern, aber ansonsten kann ich alles machen: Windeln wechseln, beim Toalettenbesuch helfen, An- und Ausziehen, etc. Ich bin einigermaßen stolz auf mich, wenn man bedenkt, dass Erzieher in Deutschland wohl oft schon bei Bekanntwerden der Schwangerschaft nach Hause geschickt werden. Und die Jüngste bin ich ja nun auch nicht mehr...Es sieht so aus, als würde ich die geplanten nächsten vier Wochen durchhalten. Dann habe ich noch etwa weitere vier Wochen bis zur Geburt. Wenn es läuft, wie geplant. Ich glaube, dass mir die Arbeit gut tut. Ich bin so abgelenkt, dass ich nicht viel an meine geschwollenen Hände denke, meine Beweglichkeit wird sicher auch gefördert, und die Zeit geht schneller rum. Zuhause kann ich eh nicht viel machen. Nähen und Stricken fällt aus, ich würde wahrscheinlich viel rumliegen. Es ist gut so, wie es ist.

In den vergangenen Wochen war wir auf vielen Elternkursen. Theoretisch sind wir also auf die Geburt und die erste Zeit danach vorbereitet. Hier wird viel über eine aufrechte Geburtsposition gesprochen. Dabei fällt mir auf, dass ich zwar viele Geburtsgeschichten in Einzelheiten erzählt bekommen habe. Aber niemand hat mir erzählt, in welcher Stellung das Kind zur Welt gebracht wurde. Ist das in Deutschland kein Thema? Oder spricht Frau nicht gerne darüber? Unsere Klinik hat jedenfalls im letzten Jahr ein ganz neues Geburtshaus bekommen. In allen 8 Geburtszimmern gibt es eine Badewanne, was ich sehr ansprechend finde. Ich weiß zwar nicht, ob ich wirklich im Wasser gebären werde, aber vorher ist es sicher schön, mal in warme Wasser zu tauchen. Es arbeiten immer 8 Teams, eine Hebamme und eine Krankenschwester. Nur bei Komplikationen wird ein Arzt geholt. Auch das gefällt mir sehr gut. Auch wenn es eine Klinik ist, erscheint es mir doch eher wie ein Geburtshaus. Das wäre in Deutschland wohl meine Wahl gewesen. Ich bin sehr gespannt, wie ich die Geburt erleben werde. Gerne würde ich ohne Schmerzmittel auskommen, aber wenn es anders kommt, dann ist es auch ok. Das wichtige ist, dass unser Kind und ich alles gut überstehen. Natürlich ist es das, was zählt.

Am Wochenende treffe ich eine ehemalige Arbeitskollegin, die auch einen unerfüllten Kinderwunsch hatte. Sie hatte kein Glück bei IVF und hat sich dann für eine Auslandsadoption entschieden. Auf diese Weise ist sie vor einem Jahr Mutter eines afrikanischen Mädchens geworden. Der Kontakt war leider abgebrochen, aber jetzt hatte sie über Umwege von meiner Schwangerschaft gehört und sich wieder gemeldet. Ich bin sehr gespannt auf ihre Geschichte und freue mich auf das Wiedersehen.

Es wird jetzt einfach alles gut. Zu allem Glück haben wir vor ein paar Tagen erfahren, dass unsere direkten Nachbarn im Januar ihr zweites Kind erwarten. Wir haben sie lange nicht gesehen, so dass uns das entgangen ist. Da habe ich ja die Chance, die Elternzeit mit jemanden zu teilen, und unsere Tochter hat eine(n) Spielkameraden (in) im gleichen Alter direkt nebenan. Dazu kommen noch die beiden Jungs, die zwei Jahre älter sein werden. Der Kapitän sagte gleich spontan: dann machen wir einfach die Türen auf, und die Kinder können zwischen den Wohnungen hin und her laufen. Ja, das wäre ein Traum!

Samstag, 19. September 2015

28. SSW

Viele Wochen sind seit meinem letzten Post vergangen. Immer wieder hatte ich mir ein Update vorgenommen. Aber oft war ich dann doch zu erschöpft. Die letzten Wochen waren sehr anstrengend, weil im Kindergarten einfach keine Ruhe einkehren wollte. Erst gab es Unstimmigkeiten mit einer Kollegin, die durch ihr unausgeglichenes Temperament eine wiederkehrende Herausforderung darstellt. Dann mussten Gruppen umstrukturiert werden, weil wir zu viele freie Plätze haben. Und immer wieder fielen Kolleginnen wegen Krankheit aus, so dass das wir uns untereinander aushelfen mussten. Zum Glück hatten wir die letzten zwei Wochen einen guten Ersatz, so dass es zumindest in unserer Gruppe ganz harmonisch war. Aber der liebe Kollege kann halt auch nicht alle Aufgaben übernehmen, so dass letztendlich immer etwas mehr an mir und meiner Kollegin hängen blieb. Dazu kam die eine oder andere Überstunde. Es war einfach zu viel für mich, da ich mich während der Nächte ja zusätzlich noch  mit dem Karpaltunnelsyndrom abplagen musste.

Montag war ich jetzt aber bei meinem Lieblingsarzt, dem ich auch gar nicht groß erklären musste, dass  die aktuelle Situation nicht tragbar ist. Auf meinen Wunsch hat er mir eine Krankschreibung von 25% gegeben, die er aber jederzeit erweitern würde, auch bis auf 100%. Das war eine große Erleichterung. Es ist dann auch schön gewesen, nicht mehr jeden Tag um 5 Uhr aufstehen zu müssen, sondern erst gegen 7 Uhr. Akupunktur hat übrigens nicht geholfen. Laut Aussage des Arztes gibt es nichts, was hilft, außer einer Massage, mit welcher man das Wasser aus den Fingern und Händen Richtung Arm drückt. Ich habe wohl eine erbliche Veranlagung zu Wassereinlagerungen. Seitdem er das gesagt hat, sehe ich auch die Schwellung in meinen Händen. In den Füßen habe ich sie eh schon gespürt, besonders morgens.

Der Kleinen geht es sehr gut, ich spüre sie jetzt jeden Tag mehrmals. Zu meinem Bedauern ist es aber schwer eine Beziehung zu ihr aufzubauen, weil sie ihre Bewegungen schnell einstellt, wenn ich oder der Kapitän die Hände auf den Bauch legen. Aber immerhin hat er sie schon ein paar mal spüren können. Vor drei Wochen war ich bei der neuen Hebamme, die sagte, dass ich ab jetzt jeden Tag Kindsbewegungen spüren müsse, ansonsten müsste ich ins Krankenhaus zur Untersuchung. Jetzt fragt mich der Kapitän morgens und abends ob die Kleine sich schon bewegt hat.

Vorletzte Woche haben wir einen Kinderwagen bestellt. Schon vor Jahren bin ich dem Stokke verfallen, und letztes Jahr kam ein geländegängiger mit luftgefüllten Reifen auf den Markt. Der soll es jetzt sein und wird vier Wochen vor dem berechneten Geburtstermin abholbereit sein. Eine Wiege von Babybjörn haben wir gebraucht gekauft, außerdem haben wir ein Tragetuch angeschafft. 

Mich beschäftigt immer noch die Frage, wie wir aus dem Krankenhaus kommen. Wir haben kein Auto, also brauchen wir auch keine eigene Babyschale. Aber wahrscheinlich ist es wohl am besten, mit dem Taxi nach Hause zu fahren. Ich habe ja keine Ahnung, wie fit ich sein werde. Mit U-Bahn und Bus dauert der Heimweg zwar nur eine halbe Stunde, so dass ich eigentlich denke, dass auch das eine Option ist. Man kann wohl ein Taxi mit Babyschale bestellen. Oder wir kaufen doch eine von unseren Freunden mit den Zwillingen..? Luxusprobleme, ich weiß. Es ist einfach spannend, da wir ja so gar nicht wissen, wie das Leben zu dritt sein wird. Und mit welchem Temperament unsere Tochter ausgestattet sein wird. Vielleicht mag sie nicht in der Babyschale liegen und schreit die ganze Autofahrt?

Mal gucken, wir bekommen bald etwas mehr Info über die Geburt und die erste Zeit danach. Montag und Dienstag haben wir zwei Abendkurse dazu. Ich bin schon sehr gespannt.