Montag, 29. September 2014

Das eine Warten hat ein Ende

Morgen ist es endlich soweit: wir bekommen die Schlüssel für unsere neue Wohnung. Die erwartungsvolle Spannung ist in den letzten Tagen nur deswegen auszuhalten gewesen, weil wir fleißig mt Packen beschäftigt waren. 9 1/2 Monate haben wir auf diesen Moment gewartet. Es ist immer noch kaum zu glauben, dass wir jetzt in unsere Traumwohnung ziehen dürfen. Und das wird sie sein, davon sind wir beide fest überzeugt, auch wenn wir sie bisher nur im Rohbau gesehen haben. Der Kapitän und ich hatten während des Packens viel Spaß. Immer wieder haben wir gesagt " das machen wir Dienstag" oder " das packen wir ins Auto", welches wir für die nächsten drei Tage gemietet haben. Es wird spannend, wie all die Sachen ins kleine Leihauto passen werden (alles andere geht in den LKW des Umzugsunternehmnens). Und vor allem wird es spannend, wie wir morgen alles schaffen werden, was wir uns vorgenommen haben: Auto abholen, Wohnungsübernahme, Umzug vorbereiten (Papier zum Schutz des neuen Bodens auslegen), Teppich abholen, Eileiteruntersuchung, Spermaabgabe, Baumarkt und sicher ein paar mal Hin-und Herfahren, mit all den Sachen, die nicht in den LKW sollen. Wegen des anstehenden Umzug bin ich gerade ziemlich abgelenkt vom Kinderwunsch, aber wenn alles überstanden ist, gibt es wieder viel Zeit und Raum für diesen Wunsch. Und: in der neuen Bleibe gbt es schon ein Kinderzimmer!! Erstmal werde ich das allerdings als Arbeits- und Bastelzimmer nutzen. Mal gucken, wie lange. Irgendwie hatte diese Wartezeit bis zum Einzug Ähnlichkeiten mit einer Schwangerschaft: wir haben von außen verfolgt, wie etwas Neues entsteht. Wir haben die äußeren Veränderungen beobachtet und uns über jeden Fortschritt gefreut. Und nun steht also morgen die Geburt an, und wir werden endlich sehen, was innen drin steckt. Und wie ich schon erwähnt hatte, soll das unsere Heimat werden. Es wird somit unser Leben vielleicht nicht wirklich im gleichen Ausmaß wie ein Kind prägen, aber prägen wird uns die neue Bleibe. Und natürlich auch anders herum- sie wird durch uns geprägt werden. Morgen ist also irgendwie ein großer Moment in unserer Beziehungsgeschichte: Wir zwei Nomaden lassen uns nieder. Und unsere Fruchtbarkeit steht auf dem Prüfstand. Der 30.September 2014 wird uns in Erinnerung bleiben.

Dienstag, 23. September 2014

Die Schwelle ist überschritten

Heute war es also soweit: wir waren in der Kinderwunschklinik. Ich war etwas früher dort und wartete drinnen auf den Kapitän. Ich war ein wenig amüsiert von der Atmosphäre im Gebäude. Es handelt sich dabei um ein Gebäude aus dem Anfang des 20. Jahrhundert schätze ich. Und dieser Eindruck wurde noch verstärkt durch das Mobilar, aber auch vor allem wegen der Empfangsdame, die vor dem Treppenhaus auf ihrem Stuhl thronte. Nicht nur ihre Kleidung war stilgetreu, sondern auch die Haube, die sie auf dem Kopf hatte. Dazu befand sich noch ein gemütliches kleines, ebenfalls sehr stilvolles Café gleich neben dem Eingangsbereich. Während ich wartete, kam ein Mädel durch die Flügeltür und schob einen Wagen mit Torte und Champagner vor sich her. Es gab offensichtlich etwas zu feiern... Die ganze Umgebung passte irgendwie so gar nicht zu meiner Vorstellung von einer Fertilitätsklinik. Immerhin ist diese Behandung ja nun doch ziemlich fortschrittlich und neu und will irgendwie nicht so recht zu einer Atmospäre wie vor 100 Jahren passen. Nun muss ich dazu erwähnen, dass sich im Gebäude nicht nur die Fertilitätsabteilung befindet, sondern noch andere Krankenabteilungen. Das Überwinden der Schwelle hatte also erst einmal etwas Belustigendes, und das ist ja schon mal recht positiv. Im Wartezimmer schnappte sich der Kapitän gleich das Infoheft für den Mann, was ich ebenfalls erfreut bemerkte. Unsere Ärztin machte dagegen einen etwas farigen Eindruck. Kurz wurde die bisherige Geschichte abgehandelt, und nach einer kurzen Ultraschalluntersuchung meiner Geschlechtsteile, die keine Auffälligheiten ergaben, wurde das weitere Vorgehen besprochen. Es gibt drei Behandlungsalternativen: hormonelle Stimmulation zur Auslösung des Eisprungs durch Spritzen, Insemination oder IVF. Wie mir schon bewusst war, spielt bei der Auswahl natürlich die Spermaprobe eine wesentliche Rolle. Wir hoffen das Beste. Der Kapitän hat (endlich!!!!)eine Überweisung für die zuständige Klinik sowie einen Behälter für die Schwimmer bekommen. Diese müssen innerhalb von 1 1/2 und 2 Stunden abgeliefert werden, wenn er sie nicht direkt vor Ort abzapfen will. Mit dieser Möglichkeit war er ganz zufrieden und ich auch. Ich soll mich außerdem einer Kontrastuntersuchung zur Prüfung der Durchlässigkeit meiner Eileiter unterziehen. Hierbei gab es ein wenig Verständigungsprobleme, denn die Ärztin meinte, ich solle mich wegen eines Termin melden, wenn ich meine Tage bekommen habe. Da wurde ich doch etwas ungeduldig, ich hatte nun so gar keine Lust, noch einen weiteren Zyklus sinnlos verstreichen zu lassen. Meine Mens habe ich nämlich gerade am Freitag bekommen, was ich natürlich bereits mitgeteilt habe. Ok, das hatte sie vergessen, ich kann also doch jetzt zur Untersuchung! Wie gut, dass ich das hinterfragt habe! Das Ergebnis unseres ersten Besuchs ist demnach: am 30.9. gibt der Kapitän seine Spermaprobe ab und ich gehe zur Kontrastuntersuchung. Vorher, zwischendurch und wenn es passt nehmen wir die Schlüssel für die neue Wohnung in Empfang, holen den bestellten Teppich ab und gucken mal, was sonst noch zum Einzug fehlt. Der 30.9.2014 ist also DER GROSSE TAG schlechthin in unserer Familiengeschichte! Am 17.10. treffen wir unsere Äztin wieder und werden die Untersuchungsergebnisse besprechen. Dazu gehören auch die Ergebnisse der Blutprobe, die wir heute im Anschluss an unser Gespräch im hauseigenem Labor abgegeben haben. Wir werden beide auf ansteckende Krankheiten wie HIV und Herpatitis getestet, welches vor einer IVF getestet werden muss. Wenn wir das haben, können wir uns nämlich schon mal auf die IVF-Warteliste setzen lassen. Wartezeit reduzieren finde ich grade super, auch wenn ich immer noch hoffe, dass mir eine solche Behandlung erspart bleibt. Und weiterhin habe ich das mit dem Kapitän noch nicht diskutiert. Aber mir fiel heute ein, dass das wahrscheinlich auch keine große Diskussion sein kann. Die Leidtragende wäre ja sowieso ich an erster Stelle. Der männliche Part ist ja letztendlich doch bei jeder Behandlung der Gleiche. Und ich fühle mich im Moment zu allem bereit, was mir ein gemeinsames Kind mit dem Kapitän ermöglicht. Heute fühle ich mich der Wunscherfüllung auch wieder sehr viel näher als in den letzten Wochen oder Monaten. Wir sind einen Schritt weiter. Wir bekommen Hilfe, die wir benötigen. Und wir sind nicht allein. Vor uns war ein Paar bei der Ärztin im Sprechzimmer, und auch im Wartezimmer wartete ein weiteres Paar, als wir unser Gespräch beendeten. Es fühlt sich gut an, dass jetzt endlich was passiert. Auf in einen bewegten Herbst!

Montag, 15. September 2014

Luxus der eigenen Zeit

Ungewollte Kinderlosigkeit ist für mich durchaus nicht mit täglicher Trauer und Leid verbunden. Es gibt sogar immer mal wieder Momente, in denen mir der unglaubliche Luxus bewusst wird, ab ca. 5 Uhr nachmittags über eigene Zeit zu verfügen. Keine Kinder, die vom Kindergarten abgeholt werden, versort und unterhalten und ins Bett gebracht werden müssen. Nada, niente: einfach nur freie Zeit zur Gestaltung nach Lust und Laune. In aller Ruhe kann ich etwas kochen, worauf ich Lust habe und muss es niemandem Recht machen. Ich kann mich eine Stunde in die Badewanne legen und meinen Gedanken nachhängen, ohne dass jemand etwas von mir braucht oder mir das Bad streitig macht. Ja, das nenne ich Luxus und hoffe doch, dass es sich um einen vorübergehenden Luxus handelt. Obwohl ich eigentlich gar nicht daran glaube, dass auch mir das Glück des Mutterseins vergönnt sein wird. Nun geht es ja bald los mit einer Behandlung in welcher Form auch immer. Aber irgendwie fühlt es sich so an, dass auch dieser Versuch nur ein weiterer in einer ganzen Reihe von vergeblichen Versuchen sein wird. Kinderwunschtee, Ernährungsumstellung, Akupunktur, Hormonyoga, Meditation, Urlaub, Festanstellung, gymnastische Übungen- nichts davon hat zu einer Schwangerschaft geführt. Soll ich wirklich daran glauben, dass eine Hormontherapie zum Ziel führt? Vorausgesetzt, dass die Schwimmer vom Kapitän ok sind? Nun, ich will positiv denken und übe mich also weiter im Abwarten. ABWRARTEN ist auf jeden Fall mein ganz persönliches Unwort des Jahres 2014!

Freitag, 12. September 2014

Endlich Wochenende

Diese Woche war irgendwie extra anstrengend. Seit Dienstag war ich wieder im Kindergarten, aber erst seit gestern habe ich meine alten Kräfte wieder. Vorher hatte ich mir schon ernsthaft Gedanken um eine alternative Beschäftgungsmöglichkeit gemacht. Ich hatte wenig Geduld und kaum Kraft, die täglichen Hindernisse im Kindergartenalltag zu überstehen. Aber jetzt weiß ich, dass es so dramatisch doch nicht ist, und ich noch etwas aushalte. Ich hoffe ja wirklich nicht allzu lange. Irgendwann muss ich ja auch mal an der Reihe sein. Ist schon seltsam, aber es hat mir wirklich einen kleinen Stich in die Magengrube gegeben, als ich gelesen habe, dass das englische Königshaus jetzt das zweite Kind erwartet. Die Geburt des ersten ist ja noch gar nicht so lange her. Zumindest kommt es mir so vor, als wäre Kate erst gestern wegen Übelkeit ins Krankenhaus gekommen. Dabei wird einem so richtig schön vor Augen geführt, dass andere in der Zeit, die wir Kinderwunschzeit nennen, nicht nur ohne Probleme einmal schwanger werden, sondern es innerhalb der Zeit auch schaffen zu gebären, das erste Jahr mit dem Kind vergehen zu lassen, und dann ein zweites Mal schwanger zu werden. Weiter wollen wir den Gedanken an dieser Stelle nicht spinnen, ansonsten bekomm ich Depressionen. Immerhin nähert sich auch das Jahr 2014 so allmählich seinem Ende und entgegen aller Hoffnungen bin ich immer noch nicht schwanger. Hoffnung, dass es in diesem Zyklus geklappt haben könnte, habe ich kaum, da ich für die entsprechend erforderlichen Vergnügungen mit dem Kapitän nur sehr sporadisch Kraft über hatte. Die empfindlichen Brüste deuten an, dass die zweite Zyklusphase begonnen hat. Zumindest werden die Blutungen bis zum Umzug überstanden sein. Think positiv! Jetzt wünsche ich erstmal allen ein erholsames und verngnügliches Wochenende! Wir können endlich mit dem Packen anfangen und kommen so zumindest dem ersehnten Umzug einen deutlichen Schritt näher.

Freitag, 5. September 2014

Krank

Lange habe ich nichts geschrieben, aber es ist auch einfach nichts passiert im Hinblick auf den Kinderwunsch. Wir warten. Auf den Termin am 23.9. und auf die Schlüssel für die neue Wohnung. August und September erfordern in beiderlei Hinsicht viel Geduld. Und seit etwa zwei Wochen bemühe ich mich, den kursierenden Erkältungsviren zu widersetzen und musste mich gestern morgen geschlagen geben: mein Kopf fühlt sich doppelt so schwer wie gewöhnlich an und ich kann mir einen Tag im Kindergarten voller Aktivität beim besten Willen nicht vorstellen. Also bleibe ich zuhause in der Hoffnung, dass ich dann zumindest etwas vom Wochenende habe und nicht dann völlig in den Seilen hänge. Typischerweise deutet das Ziehen im Unterleib den kommenden Eisprung an. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass sich irgendwas in mir gegen eine Schwangerschaft wehrt. Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte. Letztes Jahr habe ich mich viel mit dem Gedanken beschäftigt, wie mein Leben als Mutter sein wird. Ich habe versucht, eventuelle eigene Konflikte aus der Kindheit oder mit meiner Mutter zu durchleuchten und zu sortieren. Ich hatte spannende Gedanken und fühle mich seitdem mehr als je zuvor bereit für das Abenteuer Familie. Was ist das bloß, was es so schwer macht? Nun, jetzt werde ich mich tagsüber ausruhen und hoffen, dass ich heute Abend dann schon wieder etwas fitter bin. Um nicht ganz verrückt wegen der Warterei zu werden, habe ich mir wieder ein neues Projekt überlegt. Im Zusammenhang mit der Lieferung unser ersten Biogemüsekiste ist mir aufgefallen, dass Ernährung und Kochen seit Beginn der Kinderwunschzeit immer mehr zu einer Leidenschaft geworden sind. Ich ertappe mich tagsüber tatsächlich, dass ich mich auf mein Gemüse freue! Gerade der Gedanke, sich gesund zu essen und Nahrungsmittel gezielt bei bestimmten Krankheiten einzusetzen, fasziniert mich. Und die Gemüsekiste stellte denn auch eine schöne Herausforderung dar, indem sich darin Sachen befinden, um die ich in der Gemüseabteilung des Supermarktes eher einen Bogen gemacht hätte, wie z.B. Wirsingkohl und Grünkohl. Hier sind also sowohl Neugier als auch Kreativität gefragt. Ich hole mir Anregungen aus einigen tollen Food-Blogs, und bin so inspiriert, dass ich am liebsten auch einen starten möchte. Wie sagte doch ZweiLinien so schön? - der Trend geht zum Zweitblog. Nun gehe ich also mit diesem Gedanken schwanger...wenn das mal nicht mein Problem ist. Neulich habe ich mich mit einer Kollegin unterhalten. Wir sprachen über unseren Umzug und wie lange wir darauf gewartet haben. Seit Dezember. Neun Monate. Die magischen neun Monate. Vielleicht kann man nur mit einem "Projekt" gleichzeitig schwanger sein??? Vielleicht verhindert der Körper eine Schwangerschaft, weil er "befürchtet", dass die Energie nicht auch noch für ein Kind ausreicht? Er kann ja nicht wissen, dass ich im Fall einer Schwangerschaft so flexibel wäre und die laufenden Projekte den neuen Umständen anpassen würde. Die Alternative ist aber nicht besser. Ohne Projekte wäre Schwangerwerden das Projekt, auf das ich mich voll fokussieren würde. Keine gute Idee. Ich liebe einfach meine Projekte. Stillstand kann ich nur schwer ertragen. Irgendwas muss ich immer schaffen und entwickeln. Dabei kann es sich um die Balkongestaltung, das Tränieren eines Pferdes, die Vorbereitung eines Auslandsaufenthaltes oder tausend andere Sachen handeln. Oder eben ein Food-Blog.