Samstag, 31. Mai 2014

Durchgehende Pferde

Gestern ist etwas passiert, was so sonst nicht passiert: Ich war so Feuer und Flamme für ein Möbelstück, dass wir unsere guten Vorsätze des Sparens einfach über Bord geworfen haben. Dazu muss ich vorab etwas erklären: Wir haben letztes Jahr eine große Dreizimmerwohnung in sehr guter Lage gekauft. Zurzeit wird das ehemalige Lagerhaus noch umgebaut, Umzug ist für Oktober geplant. Diese Wohnung ist ziemlich teuer, und unser Ziel ist es, soviel Geld wie möglich zu sparen, um den Toplån (den teureren Extrakredit) so gering wie möglich zu halten. In diesem Zusammenhang hat der Kapitän eine Hochzeit eines Arbeitskollegens abgesagt. Und das war schon die zweite, die er für einen Wohnungskauf abgesagt hatte. Für unsere jetzige mussten wir nämlich auch erst sparen. Nun fragt ihr euch, warum wir denn nicht etwas mieten: das ist hier in Stockholm so gut wie nicht möglich. Hier muss man kaufen, wenn man nicht ständig umziehen will aufgrund von kurzfristigen Mietverträgen oder jahrelang warten bis man auf der Warteliste so weit nach oben geklettert ist, dass man eine einigermaßen akzeptable Wohnung bekommen kann. Naja, wir befinden uns also mal wieder in einer Sparphase. Und da dachte ich mir, dass wir den nasskalten Brückentag damit verbringen, durch Möbelgeschäfte zu gehen und ein bisschen von der Einrichtung unserer neuen Wohnung träumen könnten. Ich betrachte das bei unseren Sparvorgaben als ziemlich risikoarm, eben weil Möbelstücke viel Geld kosten und man die nicht mal eben spontan kauft. So dachte ich. Da hatte ich nicht damit gerechnet, das DER TRAUMSESSEL als Ausstellungsstück um die Hälfte reduziert dort auf mich warten würde. Ich sah ihn: Ein Ohrensessel in roten Leder. Ich setzte mich rein. Und stellte fest, dass man darin herum drehen konnte. Dann kam der Verkäufer. Zieh mal an dem kleinen Hebel. Die Rückenlehne ließ sich verstellen. Mehr Bedingungen konnte ein Sessel nicht erfüllen. Der Verkäufer sah auch sofort, wie sehr es mir dieser Sessel angetan hatte. Ich war total euphorisch und fand, dass er sich sehr guten in unserem neuen todschicken Küchenwohnbereich machen würde. Ich habe mir schon lange einen Sessel gewünscht, in den ich mich zurück ziehen kann, in Ruhe lesen, im Internet surfen, Blog schreiben, etc. Und hier war er. Voila, ich heiße Amanda und will zu dir. Wir sind dann erstmal Mittagessen gegangen, aber der Kapitän erklärte sich einverstanden mit dem Kauf. Wir gingen also wieder zurück und besiegelten den Kauf. Wir hatten Glück, er konnte noch am selben Abend geliefert werden. Heute morgen meldete sich dann das schlechte Gewissen. Wir hätten vielleicht eine Nacht darüber schlafen sollen, es ist einfach immer noch viel Geld gewesen. Und ich war ja auch ohne den Sessel bisher nicht unglücklich. Und, und, und...Aber jetzt ist es so. Wir werden die Wohnung trotzdem bezahlen können. Da sind gestern wirklich alle Pferde mit mir durchgegangen, so unvernünftig war ich schon lange nicht mehr! Aber vielleicht ist das ja auch mal gut. Ich war seit Jahren total diszipliniert: Nur sehr wenig bis gar keinen Alkohol, strenge Ernährungsregeln und Pauken an den Wochenenden für eine neue Ausbildung. Um auf das eigentliche Thema Kinderwunsch zurück zu kommen: Gestern war ich zur Blutabnahme, um die Hormone (mal wieder) zu überprüfen. Blutabnehmen wird nie meine Lieblingsbeschäftigung, aber ich reiße mich zusammen. Ich bin vor allem gespannt auf den Progesteronwert. Das ist noch nie überprüft worden, aber jetzt wusste ich, dass ich in der zweiten Zyklushälfte bin und es so eine Gelegenheit gab. Mal gucken, außerdem erwarte ich meine Blutung. Gerne kann sie natürlich auch wegbleiben. Diesen Zyklus war ich es leid, in mich hinein zu hören und alle (eventuellen) Symptome zur späteren Auswertung in meine ZyklusApp einzutragen. Die Blutung kommt, wenn sie kommt. Und wir hatten uns bemüht, uns die zwei Wochen um den Eisprungtermin mindestens alle zwei Tage zurückzuziehen. Leider bekam ich dann einen Pilz und steckte prompt den Kapitän an, so dass sich die letzten Tage nicht mehr zurückgezogen wurde. D.h., dass wir das letzte Mal am 21. Zyklustag Spaß miteinander hatten. Es gibt also sicher eine Chance für uns, zumal ja nun die Gynäkologin am 27. ZT bestätigt hatte, dass ich einen Eisprung hatte. Die Frage ist nur, wann der denn gewesen war. Sie konnte nur sagen, dass er nicht am Tag davor war, auf mehr wollte sie sich nicht festlegen... Und dann ist ja auch immer noch offen, wie es eigentlich um die Schwimmer des Kapitäns bestellt ist. Aber wie auch immer, in allen Blogs, die ich bisher gelesen habe, sind doch immer wieder Frauen spontan schwanger geworden, obwohl das Spermiogramm nicht so dolle war. Und wie gesagt, wir wissen ja überhaupt nicht, wie es bei uns um die Qualität bestellt ist!!! Abwarten. Im neuen Sessel.

Donnerstag, 29. Mai 2014

Warum jetzt dieser Blog?

Die offizielle Kinderwunschzeit dauert jetzt schon zwei Jahre, die inoffizielle ist um einiges länger. Im Moment bin ich an einem Punkt angekommen, an dem mich sehr alleine mit meinem Problem fühle. Als alles los ging, hatte ich schon mal darüber nachgedacht, einen Blog zu schreiben, habe mich aber dagegen entschieden. Stattdessen habe ich Rundmails an meine engsten Freundinnen geschickt mit Updates alle paar Monate. Die Resonanz war eher spärlich. Keine kann sich so richtig in meine Lage versetzen, weil alle, die Kinder wollte, diese inzwischen auch bekommen haben. Und ich zudem ein sehr zuversichtlicher Mensch bin, der immer schnell eine Lösung hat, so dass bisher auch kein großer Frust aufkam. So habe ich mich und mein/unser Problem denn auch präsentiert. Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass ich alleine und mit den TCM nicht weiterkomme. Und witzigerweise fand meine Akupunkteurin meine Idee, mich mit Clomifen zu behandeln sogar gut. Gerade wäre eine ihrer Patientinnen auf diesem Wege schwanger geworden, die auch PCO hat. AHA! Das hätte sie ja auch mal eher sagen können. Aber naja. es hat sicher als seine Richtigkeit. Mein Körper ist jetzt schön in der Balance und steckt dann vielleicht auch eine solche Behandlung leichter weg.. Der große Schritt ist für mich jetzt sicher die schulmedizinische Behandlung, die ich ja bisher versucht habe zu umgehen. Und damit fühle ich mich jetzt offiziell als Kinderwunschpatientin und vor allem erscheint jetzt ja vollkommen offen, wie lange diese Reise gehen wird und mit welchen Beschwerden sie verbunden sein wird. Da wird es einfach schön sein, wenn ich auf mentale Unterstützung von anderen Leidtragenden hoffen darf. Bisher dachte ich immer: sobald sich mein Zyklus eingespielt hat, werde ich innerhalb weniger Monate schwanger. DAS ist nicht passiert. Aber es fühlt sich jetzt auch gut an, die Verantwortung etwas abgeben zu können. Mehr kann ich nicht tun. Ich habe einfach ein körperliches Problem, für welches ich Medikamente benötige.