Freitag, 20. Februar 2015

Zwiespalt

Heute wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass meine Offenheit zum Thema Kinderwunsch auch Überraschungen mit sich bringen kann. Ich sollte dem Kindergarten zusammen mit einer neuen Kollegin schließen. Wir hatten zum Schluss nur noch drei Kinder dort, wovon zwei Mütter bereits angekommen waren, um ihre Kinder einzusammeln. Dann sprach mich unverhofft die eine Mutter an, dass sie von ihrer Mutter von unserem Kinderwunsch erfahren habe. Da war ich baff. Ich hatte ja noch nicht mal registriert, dass wir alleine im Raum waren. Ihre Mutter ist eine Kollegin aus dem anderen Kindergarten, wir haben die gleiche Chefin und haben manchmal Kurse zusammen. Im Juni war ich außerdem mal dort mit einem Kind und habe dort zwei Vormittage verbracht. Die Kollegin fragte, ob ich Kinder wolle, und wie ich so bin, habe ich ihr erzählt, dass wir es schon eine Zeit versuchen. Natürlich wusste ich, dass sie Oma von einem Kind bei uns ist. Aber da ich privat und beruflich generell trenne, habe ich überhaupt nicht damit gerechnet, dass sie es ihrer Tochter erzählen würde, sprich der Mutter des Kindes bei uns. Die Kollegin deutet schon damals an, dass es reines Glück sei, dass sie ein Enkelkind bekommen habe. Lange hätten sie daran nicht geglaubt. Da dachte ich mir meinen Teil, habe aber nicht nachgehakt und wäre natürlich nie auf den Gedanken gekommen, die Mutter des Kindes bei uns darauf anzusprechen. Nun ja. Jetzt weiß ich nicht, wie ich das finden soll. Sie erzählte, dass sie sich um ein Geschwisterchen bemühen würden, und dass sie im November eine Fehlgeburt hatte. Sie meinte, dass das alles nicht leicht sei. Bei der kontrastuntersuchung hätten sie einen Schatten in der Gebärmutter gefunden. Sie wusste noch nicht, was das ist, u.U. Eine Narbe von der Geburt. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich nach einer Vertrauten sehnte. Aber irgendwie bin ich dafür nicht die richtige, und vor allem war es nicht der richtige Ort. Ich hatte ihr kurz erzählt, dass wir kurz vor unserer ersten IVF stehen, und dann kam schon die andere Mutter in den Raum, und das Gespräch nahm ein abruptes Ende. Jetzt fühle ich mich hin und her gerissen. Einerseits wünsche ich mir Offenheit zu diesem Thema, und tausche mich gerne aus, andererseits ist das ein sehr intimes Thema, welches eine Vertrautheit voraussetzt, die einer professionellen Distanz widerspricht. Andererseits finde ich die Mutter schon sehr mutig, oder sie ist wirklich verzweifelt, dass sie es wagt, mich darauf anzusprechen und eben auch von sich selbst zu berichten. Ich meine, sie muss mir ja auch Vertrauen, dass ich nicht gleich allen von der Fehlgeburt u.ä. berichte. Ach, es wäre natürlich schön, länger und ausführlicher mit ihr zu reden! Mal gucken. Wahrscheinlich wird es sich sowieso nicht ergeben, da ich meist schon nach Hause gegangen bin, wenn sie ihr Kind abholt. Ansonsten bin ich eben weniger professionell. Der Junge ist noch bis zum Sommer in meiner Gruppe, dann wird er wohl in die andere wechseln. Und ich will ja eh nicht mehr ewig arbeiten...

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