Freitag, 17. Oktober 2014

Geschockt

Ja, das war ich, auch wenn die Ergebnisse nicht ganz aus heiterem Himmel kamen. Meine Schilddrüsenwerte sind ok, also gibt es bei mir eigentlich zurzeit nur etwas längere Zyklen anzumerken. Anders sieht es bei den Schwimmern aus: zu wenig, und die wenigen bewegen sich nicht ordentlich. Er soll nächste Woche noch mal eine Probe abgeben, und wenn diese ähnlich ausfällt, läuft es auf IVF raus. PANG. Soviel habe ich jetzt schon darüber gelesen, aber irgendwie hatte es doch nicht so richtig was mit mir zu tun. Dann kam der nächste Hammer: Wartezeit- ein halbes Jahr. Schon wieder warten!!! Grrrr. Als ich nachhakte, ob ich nicht aufgrund meines Alters bevorzugt werde, gab die Ärztin an, dass es eine Behandlungsgarantie auf eine Behandlung innerhalb von drei Monaten geben würde. Man müsste halt Druck machen. Dann gebe es aber keine Garantie, dass wir die IVF in Stockholm machen können. Als ich aus der Klinik rauskam, war ich den Tränen nahe. Eigentlich zum ersten Mal seit langem. Der Kapitän hatte keine Zeit, er müsste zurück zur Arbeit. Und ich hatte meinen Akupunkturtermin. Zum Glück. Ich war wütend auf die Welt, in der wir leben. In der die männliche Fruchtbarkeit ein Tabu ist und per se schon mal nicht angezweifelt werden kann. Was in unserem Fall zur Folge hatte, dass ich mich seit 2 1/2 Jahren sehr aktiv mit der Steigerung meiner Fuchtbarkeit auseinandergesetzt habe- nebenbei bemerkt: mit Erfolg, während der Kapitän heiter vor sich hin lebte. Erst jetzt als wir trotz wiederholter Eisprünge und zeitnahen Sex keine Erfolge auf den Schwangerschaftstests zu verbuchen hatten, ließ er sich dazu herab, seine Fruchtbarkeit zu untersuchen. Mit vernichtendem Ergebnis. Alle bisherigen Bemühungen im wahrsten Sinne des Wortes: fruchtlos. Hätte er sich nicht in all der Zeit mal Gedanken, über seinen Part machen können??? Ich weiß, solche Gedanken bringen mich auch nicht weiter. Jetzt verlieren wir wieder wertvolle Zeit. Und ich fühle mich auch nicht ernst genommen. Seine Aussage eben, als er nach Hause kam: dann sind die Chancen auf ein Kind jetzt ja größer. Hää??? Was soll ich nur machen, damit er endlich anfängt, sich mal mit der Thematik auseinander zu setzen? Das Infoheft über IVF liegt jetzt auf dem Tisch. Wird er freiwillig dieses Wochenende dort reingucken? Meine Akupunkteurin hat mir Mut gemacht. Sie könnte uns helfen, und ihn auch behandeln. Und ich glaube daran, dass es ihr gelingen wird, seine Fruchtbarkeit zu verbessern. Aber er muss natürlich mitmachen. Uñd vielleicht ist es dann sogar ganz gut, dass wir ein halbes Jahr warten müssen. Vielleicht gibt es dann doch noch Alternativen? Ich habe mir jedenfalls erst mal eine Flasche Wein aufgemacht. In absehbarer Zeit werde ich sowieso nicht schwanger. 2014 ist damit gelaufen für dieses Projekt. Da haben auch all die Wünsche zum Himmel über dem Hotpot auf Island nicht geholfen. Man soll ja seine Wünsche nicht aussprechen, wenn sie in Erfüllung gehen sollen. Aber da sie das ja nun eh nicht machen werden, kann ich es hier auch verraten. Im Januar waren wir auf Island, saßen im warmen Wasser, sahen die Sternschnuppen vom Himmel fallen, und wünschten uns so sehr eine Schwangerschaft für 2014. Es soll nicht sein. Meine Akupunkteurin hat mich noch mal gebeten, meine Temperatur zu messen. Das will ich jetzt wirklich machen. Geht ja jetzt einfach nur um eine Beobachtung, dass sollte mich ja nicht weiter stressen. Und ich kann wenigestens etwas tun in dieser erneuten Warteschleife. Wozu soll das am Ende gut sein?

4 Kommentare:

  1. Das tut mir Leid; es ist einfach eine blödes Gefühl, zu erkennen, dass alles immer komplizierter wird... Aber mach deinem Mann bitte nicht so viele Vorwürfe. Es ist normalerweise bei Kinderwunsch auch eine Aufgabe der Ärzte, die männliche Fruchtbarkeit abzuklären bzw. auf die Wichtigkeit dessen hinzuweisen. Bei mir hieß es gleich: Bevor wir mit Clomifen anfangen, sollten wir auch die männliche Seite abklären. Klar, er hat nicht gleich "juhuu" geschrien, als er ein Spermiogramm machen lassen sollte, es dann aber einfach gemacht. Man(n) geht ja irgendwie davon aus, dass "alles so ist, wie es sollte".
    Halte die Wartezeit durch - es lohnt sich. Und es dauert einfach ein wenig Zeit, zu akzeptieren, dass man den IVF-Weg gehen muss, um eine gute Chance auf Nachwuchs zu haben.

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  2. Hallo Julia, inzwischen habe ich wieder etwas mehr Ruhe gefunden, und auch der Kapitän zeigt mehr Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Bei uns war es ja etwas anders, weil ich am Anfang eine schulmedizinische Behandlung abgelehnt habe. Damals konnte ich auch nicht ahnen, dass soviel Zeit ins Land gehen wird, bis mein Körper einigermaßen in der Balance sein wird. Ich mache dem Kapitän auch nicht direkt einen Vorwurf. Die Welt ist, wie sie ist: wir Frauen gehen regelmäßig zur gynäkologischen Kontrolle, während Männer sich mit ihren Fortpflanzungsorgangen nur dann medizinisch auseinandersetzen, wenn sich ein akuter Behandlungsbedarf ergibt. Und letztendlich hilft uns der Rückblick auch nicht weiter, wir müssen nach vorne gucken. Und das machen wir jetzt. Alles Liebe, Solbritt

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  3. Ach je. Weißt du wie oft ich das jetzt schon gehört habe? Das scheint für die Männer ein Riesenthema zu sein. Ich habe meinen Mann auch zum SG geschickt, bevor wir mit Clomifen angefangen haben, und es war nicht zum Aushalten. Er hat es zwar gemacht, reibt mir aber bis heute ab und zu unter die Nase, ich hätte ihn dort "hingezwungen". Als hätte ich sonstwas von ihm verlangt. Natürlich hat der Urologe sich dann auch aufgrund des Ergebnisses "auf die Schenkel gekloppt, was er denn hier mache". Männer und ihr kostbarstes! Ich kann da manchmal nur noch mit den Augen rollen. Meine persönliche Meinung: die Kerle sollen einfach mal aufhören, sich so anzustellen.
    Aber das hilft dir akut natürlich gar nicht weiter. Ich freu mich zu hören, dass er inzwischen gelassener ist und dich unterstützen will. Ich wünsch euch von Herzen einen langen Atem und viel Kraft. Und mach ruhig Druck wegen der Wartezeit! Drei Monate klingen doch schon anders als sechs. Diese Warteschleife ist ja ab einem gewissen Alter völlig zermürbend. Liebe Grüße aus Hessen :)

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    1. Hallo Barbara, Danke für die verständnisvollen Worte. Ich finde auch, dass die Männer sich unglaublich anstellen. Sperma abdrücken tut wohl nicht weh und sollte um einiges angenehmer sein als eine Eileiterspülung. Und dabei wird von allen Frauen erwartet, dass sie das, ohne mit der Wimper zu zucken, über sich ergehen lassen. Und es gibt sicher noch viele Untersuchungen, Behandlungen, bei denen man von angenehm so überhaupt nicht sprechen kann. Nee, bei solchen Ungerechtigkeiten schlägt mein feministisches Herz doch etwas schneller. Ich und das Schicksal fordern schon vor der Geburt Engagement für das Kleine. Schließlich wünschen wir es uns beide. Mein Engagement bezieht sich dann allerdings gerade mal wieder auf's Geduldstraining. Ich werde am Ende noch Weltmeisterin in dieser Disziplin. Liebe Grüße zurück nach Hessen, Solbritt

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