Dienstag, 23. Dezember 2014

Weihnachtzeit: neue Traditionen, neue Bräuche?

In letzter Zeit habe ich mir immer mal wieder Gedanken über Traditionen in der Weihnachtszeit gemacht. Mir hat in dieser Hinsicht immer etwas gefehlt. Weihnachten bei meinen Eltern hatte nie etwas Magisches, besonders Schönes. Es ging immer sehr nüchtern zu, und war auch nie ein großes Beisammensein der Familie. Meine Eltern sind vor meiner Geburt aus der Kirche ausgetreten, ich bin dementsprechend nicht getauft und nicht christlich erzogen worden (abgesehen vom Religionsunterricht in der Schule). Und um Religion geht es ja eigentlich zu Weihnachten. Da fällt schon mal einiges weg. Dann gab es natürlich den selbst gemachten Adventskalender, den Stiefel zum Nikolaus, den Weihnachtsbaum und den Adventskranz. Außerdem haben meine Schwester und ich mit unser Mutter Plätzchen gebacken. Ich hätte gerne mehr gesungen oder Musik gehört. Mehr fröhliche Gemeinsamkeit erlebt, aber mit diesem Wunsch stand ich alleine. Deswegen gibt es für mich jetzt auch keinen wirklichen Grund, nach Deutschland zu reisen. Ich würde dort wahrscheinlich den heiligen Abend alleine mit meinen Eltern verbringen. Der Kapitän wäre dann wie immer bei seiner Mutter. Ich bin 38 Jahre alt und er 35- es ist wirklich an der Zeit, dass wir eigene Traditionen beginnen! So, und dann stellt sich jetzt für mich die Frage: Was bleibt dann für das kinderlose Paar Mitte/Ende 30 von den bisherigen Traditionen übrig? Adventskallender, Nikolausstiefel, Weihnachtsbaum mit Geschenken- das ist meiner Ansicht mehr was für Kinder. Auf Geschenke verzichten wir dieses Jahr, weil wir uns ja quasi mit der Wohnung bereits ein Riesengeschenk gemacht haben. Was bleibt? Adventskranz. Ich habe keinen schönen gefunden, der mir gefiel. Plätzchen haben wir gebacken. Was ist eigentlich eine Tradition? Laut Wikipedia bezeichnet (eine Tradition) "die Weitergabe (das Tradere) von Handlungsmustern, Überzeugungen und Glaubensvorstellungen u. a. oder das Weitergegebene selbst (das Traditum, beispielsweise Gepflogenheiten, Konventionen, Bräuche oder Sitten). Tradition geschieht innerhalb einer Gruppe oder zwischen Generationen und kann mündlich oder schriftlich über Erziehung, Vorbild oder spielerisches Nachahmen erfolgen." Man braucht also jemanden, an den man ein Handlungsmuster, eine Überzeugung oder Glaubensvorstellung weitergeben kann. Da wir gerade keine Kinder haben, können wir also auch nicht direkt von Tradition sprechen. Es sei denn, wir blicken hoffnungsvoll in die Zukunft und gehen davon aus, dass das, was wir jetzt starten, wir an unsere Kinder weitergeben werden. Und die Hoffnung haben wir! Alternativ können wir vielleicht eher von einem Brauch sprechen: "Ein Brauch ist eine innerhalb einer Gemeinschaft entstandene, regelmäßig wiederkehrende, soziale Handlung von Menschen in festen, stark ritualisierten Formen. Bräuche sind Ausdruck der Tradition. Sie dienen ihrer Erhaltung und Weitergabe sowie dem inneren Zusammenhalt der Gruppe." (Wikipedia). Tradition oder Brauch: wie wollen wir unsere Weihnachtszeit zukünftig begehen? Und warum ist es überhaupt so wichtig, eine Tradition oder einen Brauch zu haben? Und warum kommt diese Frage gerade an Weihnachten auf? Zum einen ist es sicher gesellschaftlich bedingt: An der Weihnachtszeit hängen große Erwartungen, egal, ob in Deutschland, Schweden oder dem Rest der westliche Welt. Hieraus hat sich wohl für mich immer schon eine relative Unzufriedenheit ergeben, da die Realität mit den Erwartungen nicht mithalten konnte. Zudem ergibt sich wohl auch ein Bedarf durch die zunehmende Dunkelheit- irgendwie muss man der ja etwas abgewinnen. Da ist es verständlich, dass man gerne Kerzen anzündet und es sich drinnen extra gemütlich machen will. Traditionen und Bräuche sind wichtig für die Identität und für das Gemeinschaftsgefühl finde ich. In unserem speziellen Fall kommt noch hinzu, dass wir als Deutsche in Schweden mit anderen Traditionen konfrontiert werden. Außerdem wollen wir Eltern werden, und zumindest in meinem Fall mache ich mir schon mal vorab Gedanken, was ich an meine Kinder weitergeben möchte. Warum auch nicht? Jetzt erscheint ein guter Zeitpunkt, da wir kurz vor unserem ersten gemeinsamen Weihnachten in der neuen Wahlheimat stehen. Sozusagen der Probelauf. Einige Dinge haben wir schon beschlossen, auch zukünftig beizubehalten. Dazu gehört Lucia. Bisher hatte ich das immer nur im Kindergarten erlebt, aber da war es Arbeit. Die Lieder mussten einstudiert werden, der Aufmarsch und die Aufstellung geprobt werden, und schlussendlich das Einkleiden aller Kinder am Tag des Auftritts. Wenn man bedenkt, dass alle Kinder daran teilnehmen, also auch die 1- und 2-jährigen, kann man sich vorstellen, was das bedeutet. Dieses Jahr waren wir das erste Mal in Skansen (Freilichtmuseum und Tierpark)und haben mit meinen Eltern das traditionelle Lucia erlebt. Es war sehr rührend und gemütlich und hatte etwas Magisches. Neben dem Gesang gab es traditionell Milchreis mit Zucker und Zimt, ein Pfefferkuchen und ein Hefegebäck mit Safran serviert. Das ganze fand in einem sehr urigen Saal statt. DAS geht in unsere neue Tradition ein. Eine andere neue Tradition ist das Weihnachtskonzert im Konzerthaus. Dort waren wir zum zweiten Mal und waren auch zum zweiten Mal begeistert. Mit einem kleinen Kind wird das schwierig werden, aber vorher und und wenn das Kind älter ist wird das auf jeden Fall auch zu unseren zukünftigen Weihnachten gehören. Außerdem werden wir der Dunkelheit weiter mit vielen Lichtern begegnen, gemeinsam Plätzchen backen, Glögg trinken und dann hoffentlich mit dem Kind dem Heiligen Abend entgegen fiebern. Jetzt freue ich mich einfach auf die freien Tage und auf das Wiedersehen mit unseren Freunden, die für die nächsten Tage geplant sind. Ich wünsche euch allen das Weihnachten, was ihr euch wünscht und bedanke mich für euer Interesse. Mehr als 10 000 Aufrufe hat dieser Blog inzwischen! God jul!

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