Montag, 15. September 2014

Luxus der eigenen Zeit

Ungewollte Kinderlosigkeit ist für mich durchaus nicht mit täglicher Trauer und Leid verbunden. Es gibt sogar immer mal wieder Momente, in denen mir der unglaubliche Luxus bewusst wird, ab ca. 5 Uhr nachmittags über eigene Zeit zu verfügen. Keine Kinder, die vom Kindergarten abgeholt werden, versort und unterhalten und ins Bett gebracht werden müssen. Nada, niente: einfach nur freie Zeit zur Gestaltung nach Lust und Laune. In aller Ruhe kann ich etwas kochen, worauf ich Lust habe und muss es niemandem Recht machen. Ich kann mich eine Stunde in die Badewanne legen und meinen Gedanken nachhängen, ohne dass jemand etwas von mir braucht oder mir das Bad streitig macht. Ja, das nenne ich Luxus und hoffe doch, dass es sich um einen vorübergehenden Luxus handelt. Obwohl ich eigentlich gar nicht daran glaube, dass auch mir das Glück des Mutterseins vergönnt sein wird. Nun geht es ja bald los mit einer Behandlung in welcher Form auch immer. Aber irgendwie fühlt es sich so an, dass auch dieser Versuch nur ein weiterer in einer ganzen Reihe von vergeblichen Versuchen sein wird. Kinderwunschtee, Ernährungsumstellung, Akupunktur, Hormonyoga, Meditation, Urlaub, Festanstellung, gymnastische Übungen- nichts davon hat zu einer Schwangerschaft geführt. Soll ich wirklich daran glauben, dass eine Hormontherapie zum Ziel führt? Vorausgesetzt, dass die Schwimmer vom Kapitän ok sind? Nun, ich will positiv denken und übe mich also weiter im Abwarten. ABWRARTEN ist auf jeden Fall mein ganz persönliches Unwort des Jahres 2014!

5 Kommentare:

  1. Abwarten ist wohl auch mein Unwort des Jahres 2014 ... aber eigentlich schon 2013 und 2012. Man muss wirklich sehr viel Geduld haben. Ich wünsche Dir auf Deiner Reise viel Glück und viel positive Energie. GLG nach Schweden

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    1. Hallo Peach, ich wünsche dir ebenso viel positive Energie. Die brauchst du ja sicher gerade besonders! So ein Mist, dass es nicht geklappt hat! Alles Liebe Solbritt

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    2. Hallo Solbritt, vielen lieben Dank, die positive Energie kann ich auf jeden Fall gebrauchen. Alles Liebe

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  2. Liebe Solbritt!
    „Abwarten“ Ein Unwort?! Zumindest ein Wort, was mich auf eine kleine Reise geschickt hat.
    Laut Duden bedeutet es zum einen „auf das Eintreffen, Eintreten von etwas, das Eintreffen von jemandem warten“ und zum anderen „auf das Ende von etwas warten“. Synonyme sind abpassen, auf sich zukommen lassen, erwarten, sich gedulden, Geduld haben, geduldig sein, sich in Geduld fassen, warten und ausharren.
    Sehr zutreffend für die Kinderwunschzeit. Frau, Mann und Paar wartet also auf das Eintreffen des sehnlichst erwarteten Kindes und damit auf den Übergang vom Paar zur eigenen Familie. Und am Anfang kann man das auch noch gut auf sich zukommen lassen, es erwarten und geduldig sein. Nur Geduld, habe ich festgestellt, hat man leichter, wenn man weiß wie lange man sich in etwa gedulden muss. Mit der Zeit wird es dann schwerer „Abzuwarten und Tee zu trinken!“
    Das „Abwarten“ streichen und etwas „Machen“, wie es einige Bilder im Netz so schön aufzeigen?! Du hast doch schon eine schöne lange Liste mit Dingen, die Du bzw. Ihr schon gemacht habt, von Kinderwunschtee bis … . Vielleicht muss man sich das bewusst machen, was man schon alles gemacht hat im Kinderwunsch und generell im Leben. Wir „machen“ also etwas vor, während und nachdem wir „abwarten“. Ist die Wartezeit nur deshalb offensichtlicher, weil das Erwartete noch nicht eingetroffen ist? Wahrscheinlich und eigentlich schade.
    „Aushalten“ ist momentan mein Wort, was ich mir von allen Seiten betrachte. Wie hält man diesen Spagat zwischen „Abwarten“ und „Machen“ aus und wie lange? Und wie kann man seiner Umwelt klar machen, dass „diese Situation mit uns auszuhalten“ mitunter das Beste ist, was sie für einen „machen“ können? Mit Offenheit und Optimismus?!
    Aber eigentlich suche ich nach einem Wort, was „abwarten“ und „aushalten“ (positiver und) aktiver ausdrückt und doch dieses Spagat beschreibt. Hat jemand Ideen?
    :-) Ich koch mir jetzt einen Tee, genieße die Abendsonne und träume mich in den Skansen.
    Dir wünsche ich noch viele neue, tolle Projekte, alles Gute für Euren Kinderwunschweg und weiterhin die Fähigkeit „den Luxus der eigenen Zeit“ zu genießen. - Schöner Beitrag zu dem Thema! Und eigentlich hätte der Titel-Aspekt den Fokus verdient ... .
    Liebe Grüße!
    Gudrun

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  3. Hallo Gudrun! Vielen Dank für den Gedankenaustausch. Irgendwie hat Kinderwunsch ja manchmal sogar etwas philosophisches. Solche Gedanken würden wir uns wohl kaum über das Dasein mit allem, was dazu gehört machen. Du hast mich inspiriert, mal zu gucken, wie Wikipedia das Wort UNWORT definiert. Das war recht unterhaltsam: demnach handelt es sich um ein unschönes und unerwünschtes Wort, welches u.U. sogar die Menschenwürde verletzten kann. Da steht es also schwarz auf weiß: abwarten ist unmenschlich! Und ich stimme dir auch zu, dass das Abwarten wesentlich leichter zu ertragen wäre, wenn wir wüssten, dass es einen positiven Ausgang geben würde, und gerne noch, wann mit diesem zu rechnen ist. Schade nur, dass wir nicht bei Wünsch-dir-was sind. Skansen ist wirklich ein schöner Ort, an dem man sich hinträumen kann. (für Interessierte: Skansen ist ein Freilichtmuseum mit Tierpark, u.a. mit Elchen und Bären). Ich hatte schon nach dem ersten Besuch dort beschlossen, eine Jahreskarte zu kaufen, sobald ich ein Kind habe, mit dem ich in der Woche die kleinen Bären beim Spielen beobachten kann. Schon wieder warte ich ab... Und dabei kommt mir die Idee, dass wir uns gemeinsam die Zeit vertreiben können, sollte auch im Frühjahr noch keine entscheidende Änderung im Hinblick auf die Familienplanung passiert sein. Warum treffen wir uns nicht alle eine Wochenende in Stockholm und gucken zusammen die Bären an? Es wäre sicher sehr nett, ein Wochenende unter Leidensgenossen zu sein und würde ja sogar unseren Männern einen Austauch untereinander ermöglichen! So spontan gefällt mir die Idee ausgesprochen gut. Auch wenn wir uns erstmal was anderes für das Frühjahr wünschen. Das könnte sozusagen Plan B oder C sein.

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